Einen vollständigen Schutz gegen die Auswirkungen schwerer Erdbeben kann und wird es vermutlich niemals geben. Aber durch geeignete Maßnahmen ist es möglich, die Schäden und vor allem die Zahl der Todesopfer deutlich zu verringern. Über die Chancen, rechtzeitig vor gefährlichen Beben zu waren, informiert dieser Beitrag.

Erdbebensicheres Bauen

Architekten besitzen ein ganzes Bündel von Methoden, den zerstörerischen Erdschwingungen entgegen zu wirken. Welche Maßnahmen sinnvoll und bezahlbar sind, hängt insbesondere von dem konkreten Erdbebenrisiko eines Bauplatzes ab. Je größer das Risiko ausfällt, desto höher sind die Anforderungen. Grundlage der europäischen Bauvorschriften sind die Erdstöße, die laut statistischen Berechnungen innerhalb von 475 Jahren zu erwarten sind. Für besonders sensible und wichtige Gebäude (wie Krankenhäuser) gelten noch schärfere Normen.

Eine entscheidende Rolle spielt beispielsweise der Untergrund der Bauwerke. Bei felsigem Material sind höhere Schäden zu erwarten als bei lockerem, sandigen Untergrund. Eine so genannte seismische Isolierung wirkt ähnlich wie ein äußerst weiches Fundament: Dabei ruht das Gebäude auf einem speziellen Lager oder einer Gummischicht, die kaum Erdschwingungen an das Bauwerk weiterleitet. Das Haus verhält sich dann ähnlich, als wenn es an einem Pendel aufgehängt wäre.

Architekten konstruieren einerseits „steife“ Bauteile, die den Erschütterungen passiv trotzen können und andererseits „duktile“ Stahlskelette, die sich leicht verformen und so die Energie aufnehmen. Hinzu kommen weitere Stoßdämpfer im Gebäudeinneren. Aus der richtigen Mischung entsteht ein perfekter Erdbebenschutz.

High-Tech-Schutz in Japan

Japan ist so etwas wie das Mutterland des Erdbebenschutzes. Viele japanische Hochhäuser schwanken bei Erdbeben deutlich sichtbar hin und her. Dies ist kein Zeichen eines drohenden Einsturzes, sondern eine kalkulierte Erdbebensicherung. Im Vergleich mit niedrigeren Bauten können Stahlbeton-Hochhäuser die Energie auf einen großen Baukörper verteilen und sind dadurch erstaunlich sicher.

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Eine High-Tech-Lösung sind computergesteuerte Vorrichtungen, die Erdstöße erfassen und durch Gegenbewegungen aktiv ausgleichen. Für arme, erdbebengefährdete Länder wie Nepal sind solche Methoden allerdings unbezahlbar. In den meisten Fällen fehlt es dort sogar an einfachsten Schutzmaßnahmen. Mehrstöckige Gebäude werden auch heute noch aus Ziegeln errichtet, die bei einem mittleren bis schweren Erdbeben wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.

Die wahrscheinlich erste Europäer, der die Bedeutung des erdbebensicheren Bauens verstand, war der portugiesische Staatsmann Marquês de Pombal. Nach dem verheerenden Erdbeben, das im Jahr 1755 Lissabon zerstörte, organisierte Marquês de Pombal den Wideraufbau der Hauptstadt und berücksichtigte dabei erstaunlich „moderne“ Prinzipien in Architektur und Stadtplanung.

Tsunami-Schutzwälle

Für Insel- und Küstenstaaten ist auch der Schutz vor Tsunamis lebenswichtig. Seit dem zweiten Weltkrieg errichteten vor allem viele japanische Küstenorte hohe Schutzmauern gegen die Riesenwellen. Die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe des Jahres 2011 zeigt allerdings, dass die meisten der gigantischen Bauwerke noch zu klein geplant waren. Selbst zehn Meter hohe Mauern wurden von den Wellen einfach überspült.

Schutzmaßnahmen gegen Erdbebenschäden