Die für den Menschen gefährlichste Begleiterscheinungen eines Erdbebens sind Riesenwellen, die so genannten Tsunamis. Sie entstehen vor allem durch untermeerische Erdbeben, können sich über viele Tausend Kilometer in den Ozeanen fortpflanzen und schließlich weit entfernte Küstengebiete zerstören.

Wie entwickeln sich Tsunamis?

Damit aus einem Seebeben tatsächlich ein Tsunami entsteht, müssen drei Bedingungen erfüllt sein:

  • Auf dem Boden eines Ozeans muss ein sehr starkes Erdbeben stattfinden. Die gemessene Magnitude muss mindestens die Stärke 7 aufweisen.
  • Das Zentrum des Seebebens muss nahe dem Meeresgrund liegen. Tiefer in der Erdkruste verortete „Hypozentren“ lösen keine Tsunamis aus.
  • Bei dem Seebeben muss sich der Meeresboden ruckartig heben oder senken. Eine horizontale Verschiebung von Erdplatten lässt keine Riesenwelle entstehen.
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Tsunamis haben besondere Eigenschaften, die sie deutlich von Windwellen unterscheiden. Ein Tsunami ist insbesondere keine Erscheinung der Wasseroberfläche, sondern eine Wasserbewegung, die bis zum Meeresgrund reicht: Wenn sich bei einem Erdbeben der Meeresboden hebt bzw. senkt, versetzt er die gesamte Wassersäule darüber in Schwingung. Von diesem Entstehungsort breitet sich der Tsunami mit sehr hoher Geschwindigkeit in den Ozeanen aus. 800 Stundenkilometer sind keine Seltenheit.

Auf dem offenen Meer lässt sich ein Tsunami kaum mit bloßem Auge erkennen, da die Wellenberge sehr niedrig sind. Zur zerstörerischen Riesenwelle wird das Phänomen erst, wenn sich der Tsunami flacheren Gewässern nähert. Dann verkürzt sich die Wellenlänge und es bauen sich Wellenberge auf, die im Extremfall über 100 Meter Höhe erreichen.

Dieses eigentümliche Verhalten – auf offener See unauffällig, an der der Küste zerstörerisch – hat zur Namensgebung „Tsunami“ beigetragen: Als japanische Fischer vom Fang zurückkamen, fanden sie den heimatlichen Hafen verwüstet vor, obwohl sie selbst auf dem Meer keine Riesenwelle bemerkt hatten. Daher prägten die Fischer die Bezeichnung „Tsu-nami“, was übersetzt „Welle im Hafen“ bedeutet.

Weltweite Verbreitung von Tsunamis

Tsunamis können grundsätzlich überall auftreten, wo die oben genannten Bedingungen (starke Seebeben mit vertikaler Verschiebung des Meeresbodens) auftreten. In fast 80 Prozent der Fälle entstehen Tsunamis an den Rändern der Pazifischen Kontinentalplatte, dem so genannten Pazifischen Feuerring. Vor allem diejenigen Tsunamis, die in großer Meerestiefe entstehen, können sich aber sehr weit ausbreiten, ohne nennenswert von ihrer zerstörerischen Energie einzubüßen. In etwa einem halben Tag können sie beispielsweise von Japan aus den gesamten Pazifischen Ozean durchqueren und die nordamerikanische Küste erreichen.

Auch im Mittelmeer sind Tsunamis möglich. Bei mehreren Erdbeben im antiken Griechenland traten nachweislich Tsunamis auf und zerstörten küstennahe Städte – lange bevor der Begriff „Tsunami“ überhaupt erfunden wurde. In Griechenland fördert der besondere Verlauf der Küstenlinie die Wellenhöhe und Zerstörungskraft: In engen Buchten und Meeresengen kann sich das Wasser besonders schnell und hoch aufstauen.

Tsunamis