Am 8. August 2017 kam es in der chinesischen Provinz Sichuan zu einem schweren Erdbeben der Magnitude 7. Obwohl die bergige Region in Zentralchina nur dünn besiedelt ist und fernab der Millionenstädte liegt, war vermutlich eine dreistellige Opferzahl zu beklagen.

Ungezählte Erdbeben haben China in historischer Zeit heimgesucht. Die frühesten Aufzeichnungen sind etwa 5000 Jahre alt. Schuld ist vor allem Chinas prekäre Lage nördlich einer aktiven tektonischen Spannungszone.

Tektonische Ursachen

Welche gewaltigen Kräfte die chinesischen Erdbeben anfachen, sieht man besonders eindrucksvoll in der Grenzregion zwischen Indien, Nepal und Tibet: Dort erstreckt sich der Himalaya, das höchste Gebirge der Welt. Hier prallen die Indische und die Eurasische Kontinentalplatte aufeinander und lassen im wahrsten Sinne die Erde erzittern. Mehr dazu im Beitrag über Indien.

Die Epizentren der chinesischen Erdbeben liegen oft Hunderte von Kilometern vom Himalaya entfernt. Die tektonische Spannung wird über langgestreckte Störungszonen und Verwerfungen weitergeleitet und entlädt sich dann im Zentrum des Riesenreichs. Eine wichtige Rolle spielt dabei vermutlich die (erst in den vergangenen Jahren entdeckte) Tibetanische Erdplatte, die sich im Tibetanischen Hochland erstreckt.

Andere Ursprünge haben die heftigen Beben im Nordosten Chinas. Hier gleitet unter anderem die Amurplatte, eine kleine Erdplatte, an der Eurasischen Platte entlang.

Ausgewählte historische Erdbeben

Auf der folgenden Karte sind nur besonders starke oder zerstörerische Beben eingetragen. Eine vollständige Wiedergabe der zahllosen Erdbeben ist ausgeschlossen. Eine gewisse Häufung der Epizentren zeigt sich in einem Halbbogen in der Mitte Chinas.

Erdbebenkarte von China:

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A: Tianshui (23. März 734) – Magnitude mind. 7,0
B: Chihli-Erdbeben(27. September 1290) – Magnitude mind. 7,0
C: Taiyuan (25. September 1303) – Magnitude ca. 8,0
D: Yueyang „Shaanxi-Erdbeben“ (23. Januar 1556) – Magnitude 7,9
E: Tancheng (25. Juli 1668) – Magnitude 8,5
F: Tianshui (19. Juni 1718) – Magnitude 7,5
G: Pingluo (3. Januar 1739) – Magnitude ca. 8,0
H: Kangding-Luding (1. Juni 1786) – Magnitude ca. 7,75
I: Haiyuan (16. Dezember 1920) – Magnitude ca. 8,6
J: Gulang (22. Mai 1927) – Magnitude ca. 8,3
K: Tangshan (27. Juli 1976) – Magnitude ca. 7,5
L: Mianyang/Sichuan (12. Mai 2008) – Magnitude 7,9

Besonders schwere Beben

Die Erdbeben sind in China nicht nur besonders zahlreich, sondern oft auch sehr folgenreich. Bei verschiedenen Katastrophen kamen jeweils mehrere Hunderttausend Menschen ums Leben. Die genaue Zahl lässt sich aus vielerlei Gründen kaum feststellen. Zu Erdbeben früherer Jahrhunderten existieren oft nur unzuverlässige Schätzungen. Aber auch die kommunistischen Machthaber der jüngsten Jahrzehnte hatten vermutlich wenig Neigung, das ganze Ausmaß der Katastrophen öffentlich zuzugeben.

Das wahrscheinlich „tödlichste“ Erdbeben aller Zeiten traf im Jahr 1556 die Provinz Shaanxi sowie die Nachbarprovinzen (Markierung D auf der Karte). Sage und schreibe 830.000 Menschen sollen dabei gestorben sein. In einem Umkreis von über 800 Kilometern waren schwere Zerstörungen zu beklagen. In manchen Regionen ließ über die Hälfte der Einwohner ihr Leben. Ein Grund für die extrem hohe Opferzahl war auch, dass viele Bewohner in künstlichen Höhlen lebten, die bei dem Erdbeben einstürzten.

Kaum weniger katastrophal war das Erdbeben von Tangshan im Jahr 1976 (Markierung K). Die offiziell angegebenen Opferzahlen liegen bei gut 240.000. Nach manchen Schätzungen soll die Zahl allerdings deutlich höher liegen – bei 650.000. Das Beben überraschte die meisten Bewohner im Schlaf.

Weitere Katastrophenbeben mit mehr als 100.000 Opfern erlitt China in den Jahren 1290 (Markierung B), 1303 (Markierung C) sowie 1786 (Markierung H).

Erdbeben in China