Welche Schäden ein Erdbeben in der menschlichen Zivilisation anrichtet, hängt von physischen und anthropogenen Faktoren ab. Zu den physischen Faktoren zählen Magnitude des Erdbebens, Dauer des Bebens und Entfernung zum Erdbebenherd. Anthropogene (menschliche) Faktoren sind unter anderem die Siedlungsdichte und die vorherrschende Bauweise im Erdbebengebiet. Entscheidend ist auch, ob die Entscheidungsträger eines Landes Schutzmaßnahmen vorgenommen und Warnsysteme (zum Beispiel gegen Tsunamis) installiert haben.

Der Faktor Mensch

Bei gleicher Intensität kann ein Erdbeben entweder zur humanitären Katastrophe werden – oder beinahe unbemerkt vorübergehen. So fordern selbst sehr starke Beben in schwach besiedelten Regionen wie Papua-Neuguinea kaum Todesopfer. Außerdem kann die Überlebenschance in einer einfachen Hütte durchaus höher sein, als in einem Hochhaus aus Beton, das tonnenschwer über seinen Bewohnern einstürzt. Auch die Schäden an der technischen Infrastruktur (Straßen, Versorgungsleitungen, Kraftwerke, Fabriken) sind in Metropolen naturgemäß wesentlich höher als in ländlichen Regionen. Das Tōhoku-Erdbeben 2011 im hochtechnisierten Japan war mit rund 250 Milliarden Kosten das teuerste Beben aller Zeiten.

Folgende Risikofaktoren sind von Menschen beeinflussbar und machen große Erdbebenschäden wahrscheinlicher:

  • Hohe Bebauungsdichte in erdbebengefährdeten Gebieten (zum Beispiel in Japan und Kalifornien).
  • Einfache Bauweise ohne Erdbebenschutz (besonders in armen Ländern).
  • Fehlende Frühwarnsysteme bei Tsunami-Gefahr.
  • Mangelnde Aufklärung der Bevölkerung über richtige Verhaltensweisen.
  • Verharmlosung potenzieller Gefahren durch Politik und Wirtschaft.

Psychologische Aspekte

Wie andere Katastrophen auch, haben Erdbeben nicht nur physische und technisch messbare Auswirkungen. Trifft ein schweres Erdbeben und/oder ein Tsunami auf dicht besiedeltes Gebiet, kann es eine Massenpanik auslösen. Die verängstigten Menschen handeln dann nicht rational, sondern erhöhen oft die Gefahr für das eigene Leben und für die Gesundheit Anderer.

Ist die eigentliche Katastrophe schließlich überstanden, hat vielleicht nicht der Körper, sondern die Psyche Schaden genommen: Wer einmal ein schweres Beben erlebt und überlebt hat, kann ein Trauma zurückbehalten. Ein extremer Weise trifft dies auf verschüttete Personen zu. Eine psychologische Betreuung und Nachsorge zählt daher zu den wichtigen Aufgaben nach den akuten Hilfsmaßnahmen.

Langfristige Folgen

Vor allem die Zerstörung wichtiger Infrastruktur wirkt sich nachteilig auf die betroffenen Regionen und auf die Volkswirtschaften insgesamt aus. Verkehrswege müssen repariert, Häuser und Industrieanlangen wieder aufgebaut werden. Dies alles kostet viel Geld, das meist weder die Betroffenen selbst noch die staatlichen Haushalte besitzen. Aber ein Großbeben verursacht nicht nur direkte Kosten, sondern senkt zugleich die Einnahmen: Zerstörte Fabriken können nichts mehr produzieren, defekte Kraftwerke liefern keinen Strom und die Angst vor weiteren Beben hält ausgabefreudige Touristen aus dem Land fern.

Viele Erdbebengebiete liegen in armen Ländern der Welt, die bereits für die wichtigsten Aufgaben eines Staatswesens kaum ausreichende Ressourcen haben. Daher lassen sich solche Katastrophen nur mit internationalen Hilfsmaßnahmen und Spendengeldern bewältigen.

Auswirkungen und Schäden durch Erdbeben