Neben Griechenland ist Italien das europäische Land, in dem die Erde am häufigsten und am stärksten bebt. Betroffen sind vor allem Süditalien und Sizilien. Aktuell: Am 4. Oktober 2023 bebte die Erde in der Nähe der süditalienischen Stadt Neapel. Das Erdbeben der Stärke 4,2 hinterließ zwar keine nennenswerten Schäden, versetze viele Einwohner in Panik. Brisant ist dabei der Ursprung in den sogenannten Phlegräischen Feldern: Hier bei Neapel verorten die Wissenschaftler einen „Supervulkan“ im Untergrund, der (in großen zeitlichen Abständen) sehr aktiv und potenziell gefährlich werden kann.

Bereits von August bis Oktober 2016 wurde Zentralitalien von einer ganzen Serie außergewöhnlich schwerer Erdbeben getroffen. Die Erschütterungen der Stärke 6,2 bis 6,6 zerstörten mehrere Bergdörfer in den Apenninen. Viele Häuser in Norcia, Accumoli und anderen Orten sind unbewohnbar geworden, fast 300 Menschen starben.

Tektonische Ursachen

Im Zentrum der Erdbebenaktivitäten steht die Apulische Platte. Dabei handelt es sich um eine kleine Erdplatte, auf der der größte Teil Italiens liegt. Großräumig betrachtet wirkt die Apulische Platte, die auch „Apulischer Sporn“ genannt wird, wie eine Art Meißel, der gegen die Alpen drückt: Die Afrikanische Kontinentalplatte schiebt im Süden gegen die Apulische Platte, die den Druck nordwärts an die Eurasische Platte und die Alpen „weitergibt“.

Vor allem die Kollisionszone zwischen der Afrikanischen und der Apulischen Platte ist hochgradig von Erdbeben gefährdet. Die Nahtstelle, an der sich sehr große Spannungen im Gestein aufbauen können, verläuft quer durch die Insel Sizilien.

Ausgewählte historische Erdbeben

In angesprochene Erdbebenhäufung im Süden Italiens lässt sich auch auf der Karte erkennen. Weitere Zentren liegen in den Abruzzen in Mittelitalien sowie im Raum Neapel (siehe oben).

Erdbebenkarte von Italien:

Google Maps

Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.
Mehr erfahren

Karte laden


A: Pompeji (63 n.Chr.)
B: Verona (3. Januar 1117) – Magnitude ca. 7
C: Syrakus (4. Februar 1169)
D: Neapel (5. Dezember 1456)
E: Neapel (30. Juli 1626), verdeckt von „D“
F: Ostküste von Sizilien (11. Januar 1693) – Magnitude 7,4
G: Kalabrien (5. Februar 1783) – Magnitude 7,0
H: Montemurro/Basilicata (16. Dezember 1857) – Magnitude 7,0
I: Messina (28. Dezember 1908) – Magnitude 7,2
J: Avezzano (13. Januar 1915) – Magnitude 7,0
J: Messina (28. Dezember 1908) – Magnitude 7,2
K: Norcia (24. August und 30. Oktober 2016) – Magnitude 6,2/6,6

Besonders schwere Beben

Die häufigsten Katastrophen ereigneten sich in Sizilien. Während im Jahr 1169 noch 15.000 Menschen südlich des Vulkans Ätna starben (Markierung C), forderte das Beben 1693, das dieselbe Region erschütterte, schätzungsweise 60.000 Menschenleben (Markierung F). Die schwerste Katastrophe schlug allerdings rund 100 Kilometer weiter im Nordosten zu: Im Jahr 1908 lag ein Epizentrum mit der Magnitude 7,1 direkt unter der sizilianischen Stadt Messina (Markierung I). Nicht nur Messina, sondern auch Reggio Calabria auf dem gegenüberliegenden italienischen Festland wurde dem Erdboden gleich gemacht. Den Erdstößen folgte ein zwölf Meter hoher Tsunami. Nach seriösen Schätzungen starben mehr als 120.000 Menschen.

Weitere Katastrophenbeben in Italien waren 1783 in der Region Kalabrien (Markierung G, etwa 50.000 Todesopfer) sowie in Avezzano (Markierung J, über 30.000 Tote). Über die vergangenen Jahrhunderte waren die teilweise abgelegenen Bergregionen der Abruzzen, in denen auch Avezzano liegt, mehrfach Schauplatz von Erdbeben, die etliche Tausend Menschenleben forderten.

Erdbeben in Italien (Neapel)