Aktuell: In der Nacht vom 8. auf den 9. September 2023 erschütterte ein schweres Erdbeben den nordafrikanischen Staat Marokko. Mindestens 2100 Menschen starben in den Trümmern ihrer Häuser. Von den Zerstörungen besonders stark betroffen sind abgelegene Bergregionen, in die auch die Nothelfer nur schwer vordringen können. Das Epizentrum des Bebens, das mit einer Stärke von 6,8 gemessen wurde, lag gut 70 Kilometer südwestlich der Millionenstadt Marrakesch, bei der kleinen Siedlung Adassil. Auch in Marrakesch selbst ist es zu massiven Schäden und Todesopfern gekommen sein.
Erdbeben dieses Ausmaßes sind in Nordafrika vergleichsweise selten. Aus geologischer und seismologischer Sicht haben Marokko und das benachbarte Algerien viele Ähnlichkeiten.
Tektonische Ursachen
Die nordafrikanischen Küstengebirge sind ein Zeugnis großer, bis heute andauernder tektonischer Bewegungen. Die Afrikanische Kontinentalplatte drückt gegen die Eurasische Platte, auf der der europäische Kontinent liegt. Die Geschwindigkeit ist mit etwa vier Zentimetern pro Jahr bemerkenswert hoch.
Die Kollision zwischen beiden Erdplatten findet entlang der marokkanischen und algerischen Küste statt. Hier faltet sich das Gestein zu Bergketten auf – und hier werden auch die stärksten Erdbeben verzeichnet. Die Beben in Marokko sowie auf der „spanischen Seite“ der Plattengrenze sind allerdings meist schwächer als in Algerien.
Ausgewählte historische Erdbeben
Erdbebenkarte von Marokko:
A: Seebeben im Atlantik (1. November 1755) – Magnitude mind. 8,5
B: Agadir (29. Februar 1960) – Magnitude 5,7
C: Provinz Al Hoceima (24. Februar 2004) – Magnitude 6,4
D: Adassil/Marrakesch (8. September 2023) – Magnitude 6,8
Das bislang schwerste Erdbeben mit Epizentrum in Marokko fand 1960 bei Agadir statt (Markierung B). Etwa 12.000 Einwohner starben bei diesem Beben, rund 35.000 wurden obdachlos. Zerstört wurden seinerzeit zahlreiche schlecht konstruierte und nicht erdbebensichere Neubauten. Dies ist für das aktuelle Beben 2023 ebenfalls zu befürchten.
Eine Besonderheit ist der Tsunami aus dem Jahr 1755 (Markierung A). Er traf nicht nur die marokkanische Küste, sondern auch Portugal mit seiner Hauptstadt Lissabon. Nähere Erläuterungen gibt es in dem Portugal-Beitrag.