Aktuell: In der Nacht zum 9. Oktober wurde Griechenland von einem Erdbeben der Stärke 5,1 getroffen. Die Einwohner rund um den Golf von Korinth kamen glücklicherweise mit dem Schrecken davon.
Griechenland ist neben Italien das europäische Land, das am intensivsten von Erdbeben betroffen ist. Schon mehrere Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung rätselten griechische Philosophen darüber, woher diese Katastrophen kommen. Hatten sie anfangs noch die Götter im Verdacht, nahmen sie später eine natürliche Ursache an.
Am 21. Juli 2017 sind die türkische Westküste bei Bodrum sowie die griechische Insel Kos von einem Erdbeben der Stärke 6,7 erschüttert worden. Das Seebeben löste dabei einen kleinen Tsunami aus. Wahrscheinlich gab es zwei Todesopfer sowie erhebliche Sachschäden. Auch der Tourismus auf Kos ist von dem Beben betroffen, der wichtige Fährhafen wurde teilweise zerstört.
Tektonische Ursachen
Die tektonische Ausgangslage im östlichen Mittelmeer ist recht komplex. Während das nördliche Griechenland zur großen Eurasischen Kontinentalplatte gehört, liegen der Peleponnes sowie die meisten Inseln auf der Ägäischen Platte. Auch der äußerste Westen der Türkei gehört noch zur Ägäischen Erdplatte.
Alle Platten sind in langsamer Bewegung und erzeugen vor allem in den Randzonen höchste Erdbebengefahr. Die Ägäische Platte drückt im Norden gegen die Eurasische Platte und im Osten gegen die Anatolische Platte. Im Süden schiebt sich die Afrikanische Platte unter die Ägäische Platte. Gerade von dieser „Subduktionszone“ geht eine hohe Gefahr aus, da untermeerische Beben immer wieder Tsunamis auslösen können.
Ausgewählte historische Erdbeben
Viele Erdbeben treten auf der Halbinsel Peleponnes auf. Auf der Karte kann man auch den Verlauf der südlichen und östlichen Plattengrenze anhand der Epizentren nachvollziehen.
Erdbebenkarte von Griechenland:
A: Sparta (464 v.Chr.) – Magnitude 7,2
B: Golf von Euböa (426 v. Chr.)
C: Rhodos (226 v.Chr.)
D: Seebeben vor Kreta (21. Juli 365 n.Chr.) – Magnitude ca. 8
E: Korinth (856 n.Chr.)
F: Kreta (8. August 1303) – Magnitude ca. 8
G: Rhodos (3. Mai 1481) – Magnitude 7,1
H: Chios (3. April 1881) – Magnitude 6,5
I: Zakynthos und Kefalonia (12. August 1953) – Magnitude 7,2
J: Lefkada (17. November 2015) – Magnitude 7,2
K: Kos/Bodrum (21. Juli 2017) – Magnitude 6,7
Besonders schwere Beben
Schon vor mehr als 2000 Jahren war das antike Griechenland vergleichsweise dicht besiedelt, sodass Erdbeben tiefgreifende Auswirkungen auf die Menschen und ihre Städte hatten. Die genauen Opferzahlen aus dieser Zeit sind allerdings unbekannt. Das Beben, das im Jahr 464 Sparta traf (Markierung A auf der Karte), brachte nach Schätzungen bis 20.000 Menschen den Tod. Außerdem hatte es gewaltige politische Auswirkungen: Es entzündete eine Sklavenrevolte und gilt als wichtiger Auslöser für den Ersten Peloponnesischen Krieg.
Das tödlichste Erdbeben auf griechischem Boden zerstörte im Jahr 856 n.Chr. die Stadt Korinth (Markierung E). Etwa 45.000 Menschen starben seinerzeit. Das Beben auf der Insel Rhodos im Jahr 1481 (Markierung G) forderte etwa 30.000 Menschenleben.
Eine Besonderheit sind die Erdbeben vor der Insel Kreta, die mehrfach einen Tsunami auslösten. Die Folge waren nicht nur Zerstörungen auf Kreta sondern auch an anderen Mittelmeerküsten. Im Jahr 365 n.Chr. (Markierung D) wurde das ägyptische Alexandria schwer zerstört.