Kaum ein Land der Welt wurde so häufig von schweren Erdbeben getroffen wie Chile – letztmalig am 17. September 2015. Der südamerikanische Staat erstreckt sich in einem schmalen Landstreifen etwa 4300 Kilometer von Norden nach Süden – immer entlang des „Pazifischen Feuerrings“.
Tektonische Ursachen
Fast unmittelbar vor der chilenischen Küste verläuft die Grenze zwischen der Nazca-Erdplatte bzw. der Antarktischen Platten im Westen sowie der Südamerikanischen Kontinentalplatte im Osten. Vor allem die Nazca-Platte drückt mit hoher Energie gegen die Südamerikanische Platte, auf der sich das Festland Chiles befindet.
Die Konfrontation der Erdplatten hat verschiedene Folgen: Die beiden ozeanischen Erdplatten sinken unter die Südamerikanische Platte und drücken zugleich die Anden immer weiter in die Höhe – Zentimeter für Zentimeter. Dabei entstehen Vulkane und sehr hohe Spannungen in der Erdkruste, die sich in Erdbeben entladen. Ähnliche Prozesse laufen fast in allen Randgebieten des Pazifischen Ozeans ab, dem so genannten Pazifischen Feuerring.
Ausgewählte historische Erdbeben
Seit dem Jahr 1570 sind weit über Hundert Erdbeben mit einer Magnitude über 7,0 auf dem chilenischen Festland oder in den Küstengewässern dokumentiert. Viele Seebeben waren von Tsunamis begleitet.
Da der Norden und der Süden Chiles bis auf wenige Städte sehr dünn besiedelt ist, hatten die dortigen Erdbeben oft wenig Auswirkungen auf die menschliche Zivilisation. Dramatischer sind und waren die Folgen in der dichter besiedelten Landesmitte einschließlich des Großraums von Santiago de Chile.
Erdbebenkarte von Chile:
A: Concepción (08.02.1570) – Magnitude 8,3
B: Valdivia (16.12.1582) – Magnitude 9,0
C: Santiago de Chile (13.03.1647)
D: Concepción (20.02.1835)
E: Arica (13.08.1868) – Magnitude ca. 8,5)
F: Valparaíso (17.08.1906)
G: Grenzgebiet zu Argentinien (11.11.1922) – Magnitude 8,5
H: Chillán (25.01.1939) – Magnitude 8,3
I: Valdivia, Puerto Montt (22.05.1960) – Magnitude 9,5
J: Maule (Seebeben, 27.02.2010) – Magnitude 8,8
K: Iquique (Seebeben, 27.02.2010) – Magnitude 8,2
L: Illapel (Seebeben, 17.09.2015) – Magnitude 8,3
Besonders schwere Beben
Wie beschrieben, wurden viele Erdbeben in menschenleeren Regionen Chiles verzeichnet und hatten daher nur geringe Zerstörungen zur Folge. Die wichtigsten Ausnahmen von dieser Regel waren die Beben von Valparaíso (Markierung F, knapp 4000 Tote), Arica (Markierung E, schätzungsweise 25.000 Tote) und Chillán (Markierung H, rund 28.000 Tote). Die Großstadt Chillán wurde 1939 zur Hälfte zerstört.
Einen ganz besonderen Rekord hält das Erdbeben nahe der südchilenischen Kleinstadt Valdivia. Hier wurde eine Magnitude von 9,5 gemessen – der höchste Wert aller Zeiten! An der gewaltigen Wucht dieses Bebens gemessen, ist die Zahl von etwa 2000 Todesopfern sogar gering.